Bertriebsreportage GN

GN, 18.03.2009

WKS erfindet sich immer wieder neu
Unternehmen mit Stammsitz in Wilsum bietet eine breite Palette an textilen Dienstleistungen

Warenschau und Reparatur gehören zu den Kernkompetenzen des in Wilsum ansässigen Betriebs. Im Laufe der vergangenen 25 Jahre sind Logistik- und Veredlungsleistungen sowie, seit kurzem, die Konfektion hinzugekommen. An den Standorten in Deutschland, Italien, Rumänien, Bulgarien, Ungarn und Armenien sind derzeit rund 800 Mitarbeiter beschäftigt.

Von Daniel Klause - Wilsum. Schneiden, rollen, schauen, messen, abmustern, debarieren, tuschieren, detachieren, stopfen, noppen, putzen, plüstern und waschen: Das sind nur einige der Tätigkeiten, die Mitarbeiter der WKS Textilveredlung in Wilsum beherrschen. Zirka 25 Millionen Meter Oberstoffe passieren jährlich ihre wachsamen Augen. Am Ende des Kontrolldurchlaufs erhalten die Kunden fehlerfreie Textilien, fertig zum Konfektionieren. Etwa 1,4 Fertigteile werden in Wilsum kontrolliert, repariert, gereinigt, etikettiert, verpackt und versandt. Außerdem doublieren und kommissionieren seit drei Jahren 38 WKS-Mitarbeiter in der frühern Halle des Tien-Versands in Nordhorn Meterware für Karstadt und den benachbarten Großhändler Hemmers Itex.

„Die textile Geschichte der Region lebt bei WKS weiter“, sagt Wilfried Holtgrave, der das Unternehmen seit 25 Jahren gemeinsam mit seinem Bruder Wolfgang leitet. Gemeint sind diejenigen Mitarbeiter, die ihr Wissen bei Nino, Rawe und anderen Textilunternehmen erwarben. So finden sich unter dem Dach von WKS bis heute 19 verschiedene textile Berufsbilder. Und mit dem Labor haben die Holtgraves 1999 gleich einen ganzen Betriebsteil von Nino übernommen.

Zur Qualitätskontrolle, also der Warenschau, und Reparatur sind im Laufe der vergangenen 20 Jahre immer neue Aufgaben hinzugekommen. „Wir verknüpfen heute textile und Logistik-Dienstleistungen zu Systemleistungen“, erklärt der Geschäftsführer. Dahinter steckt ein ausgeklügeltes Konzept. Während die Kunden früher aus der Textilindustire kamen, übernimmt WKS heute mit der Spedition Meyer&Meyer eine Reihe von Aufgaben für den Handel und die Konfektionäre. „Wir haben uns in den vergangenen 25 Jahren immer wieder neu erfunden“, erklärt der Geschäftsführer.

Wolfgang Holtgrave nennt ein Beispiel für die Systemleistungen: „Ein dreiteiliger Anzug besteht aus rund 80 Teilen. Sie werden zu uns geliefert, kontrolliert, repariert und kommissioniert. Über unser Logistikzentrum im ungarischen Debrecen werden die Waren dann zu den Nähereien ausgeliefert.“

Ein weiteres Angebot ist die Aufbereitung und verkaufsfertige Aufmachung von Kleidungsstücken, etwa für Factory-Outlets. Sie erfolgt in Norderstedt und Ochtrup, demnächst in Essen. Mehr als eine Million Teile werden hier in einem vollautomatischen Hängesystem zwischengelagert.

1991 eröffnete WKS im rumänischen Baia Mare eine Wäscherei, weil Rumänien damals der größte Textilhersteller in Europa war. „Gewaschen wird dort, wo produziert wird“, erklärt Wilfried Holtgrave das unternehmerische Konzept. Später kam noch eine zweite Wäscherei in Talmaciu hinzu. Weil die Branche das Land inzwischen wegen der gestiegenen Löhne „fluchtartig verlassen hat“ (Holtgrave), musste auch die WKS ihre Kapazitäten verringern. Die Wäscherei in Baia Mare ist inzwischen abgebaut und wartet auf die Verschiffung. Das Ziel: Armenien auf der anderen Seite des Schwarzen Meers.

In der Kaukasusrepublik hat WKS vor zwei Jahren einen neuen Betrieb gegründet. Gemeinsam mit einem Partner armenischer Abstammung, der in den Niederlanden lebt, wird hier erstmals eine Konfektion aufgebaut. „Wir haben einen Standort gesucht, wo der Markt noch nicht besetzt ist und wir die ersten sind“, erklärt Wilfried Holtgrave. Wie in der Grafschaft könne WKS dort auf das textile Können der Menschen aufbauen, denn Armenien galt einst als Vorzeigenähstube der UdSSR. Um keinen saisonalen Schwankungen zu unterliegen, sollen in dem Betrieb in der Hauptstadt Eriwan mehr als 300 Mitarbeiter Arbeitskleidung konfektionieren. Für dieses Jahr ist geplant, 400000 Teile zu nähen, 2010 lautet das Ziel eine Million Teile.

„Wenn wir nicht 14 Standorte in sechs Ländern hätten, gäbe es WKS längst nicht mehr“, betont Wilfried Holtgrave. Neben dem Logistikstandort Debrecen in Ungarn, der Näherei in Armenien und der Wäscherei in Rumänien gehören zur WKS-Gruppe Betriebe in Prato bei Florenz, die seit 1999 ähnliche Dienstleistungen anbietet wie WKS in Wilsum, und seit 2002 eine Wäscherei im bulgarischen Botevgrad. Insgesamt beschäftigt die Gruppe derzeit rund 800 Mitarbeiter.