Ende Oktober hat Dr. Juliane Wetzel, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Antisemitismusforschung an der TU Berlin ein Referat zum Thema „Antisemitismus heute – eine Herausforderung für Gesellschaft und Politik“ gehalten. Im Anschluss daran hat sie mit den Schülerinnen und Schülern der Jahrgänge 10 und 12 über diese europaweite Zeiterscheinung diskutiert.
Juliane Wetzel präsentierte zunächst etliche Materialien, darunter Karikaturen auch aus namhaften Tageszeitungen sowie Statistiken zur Verbreitung von Antisemitismus in Europa, um die Jugendlichen für die Problematik zu sensibilisieren. Auffallend war dabei, dass etliche Anwesende zunächst gar nicht den antisemitistischen Charakter in der Darstellung erkannten und nur durch die Erläuterungen der Referentin zum Kontext der einzelnen Materialien in die Lage versetzt wurden, den Hintergrund der eigentlichen Aussage zu verstehen.
Ebenso deutlich wurde auch, dass Antisemitismus besonders verbreitet in der Anonymität des Internets stattfindet und so manche Inhalte nicht der allgemeinen Öffentlichkeit bekannt werden. So war u.a. die unsinnige Aussage, dass angeblich der Tsunami von Dezember 2004 von Juden ausgelöst worden sein soll den Zuhörerinnen und Zuhörern unbekannt. Zugleich waren die Schüler durchweg irritiert, dass solche abwegigen Ansichten überhaupt von anderen geglaubt werden.
Besonders großen Raum nahm die Diskussion über die Situation Israels sowie die Politik des Staates gegenüber den Palästinensern ein. Dabei machte Juliane Wetzel deutlich, dass die Politik an sich kritisiert werden darf. Vermieden werden sollte aber das harte Vorgehen des Israelis gegenüber ihren Nachbarn als „typisch jüdisch“ zu bezeichnen, um jeden Eindruck von Antisemitismus zu vermeiden.
Durch diese durchgehend differenzierte Betrachtungsweise, die zahlreichen Beispiele und die schülergerechten und gleichzeitig anspruchsvollen Erklärungen wurde den Jugendlichen bewusst, wie schwierig die gesamte Problematik ist und welche zentrale Bedeutung die richtige Anwendung von Fachbegriffen hat, um ungewollte Missverständnisse zu vermeiden. (Sue)