„Der Kaukasische Kreidekreis“ von Bertolt Brecht, so hieß die gekürzte Version des anspruchsvollen Stückes, das die Theatergruppe „Meitners Bühnenfreu(n)de“ am vergangenen Wochenende auf die Bühne brachte. Vierzehn Schülerinnen aus den achten und neunten Klassen des Lise Meitner Gymnasiums und ein Grundschüler beeindruckten mit ihrer Spielfreude und ihrer gelungenen Interpretation des Werkes. In eine Rahmenhandlung eingebettet stellt sich für zwei Gruppen von Bauern die Frage, wem das Land im Tal gehören soll: Denjenigen, denen es immer gehört hat und die es im Zuge des Krieges aufgegeben hatten, um sich zu retten oder denen, die es während des Krieges bestellt und sich darum gekümmert haben. Ist es also ein Geburtsrecht, das den Landbesitz regelt? Eine hochaktuelle Frage, mit der Bertolt Brecht seiner Zeit weit voraus war. Die Geschichte über eine Magd, die sich eines zurückgelassenen Kindes annimmt (hervorragend gespielt von Stella Schupe), die sich aber zum Schluss dem Anspruch der biologischen Mutter (überzeugend von Sophia Hartjens verkörpert) vor Gericht gegenüber sieht, soll diese Frage klären. Der Dorfschreiber Azdak (glaubhaft gespielt von Dana Gysbers) entscheidet als Richter durch die berühmte Kreidekreisprobe für Grusche, die Magd und Ziehmutter des Kindes Michel. Brecht bezieht sich mit dieser Wendung auf die nationalsozialistische Idealisierung von Blutsverwandtschaft. Am Ende muss das Publikum selbst entscheiden, wie die Frage um das Tal ausgeht. Dem Epischen Theater Brechts wurde die Gruppe auf unterschiedlichste Weise gerecht: Zwei Erzählerinnen (Isabel Kutzleb und Luisa Ducksch zogen die Zuschauer in ihren Bann) gaben vor den Szenen eine kurze Inhaltsübersicht und Filmszenen und eigens von den Schülerinnen entwickelte, eindrucksvolle Szenen unterbrachen die Handlung. Das Publikum honorierte mit Standing Ovations die Theaterarbeit eines ganzen Schuljahres unter der Leitung von Christiane Hahn. Eine sehr beeindruckende Leistung, liebe Theatergruppe!