„Die zertanzten Schuhe“ – eine charmante Darbietung der Theatergruppe „Spectaculix“

In jeder Spielsaison präsentiert die Theatergruppe „Spectaculix“ unter Leitung von Christiane Hahn ein neues Stück. Dieses Mal stand das Märchen „Die zertanzten Schuhe“ frei nach den Gebrüdern Grimm auf dem Programm.

Jede Nacht schleichen sich fünf Prinzessinnen (charmant gespielt von Delia Schütte, Evelyn Hamelink, Carina Adrian, Maria Menke sowie Insa Bolks) aus dem Schloss, rudern über einen See und treffen sich in einem versteckten, prächtigen Schloss mit fünf verwunschenen Prinzen (Elin Greven, Tjalda Brink, Johanna Jeurink, Wanda Weber sowie Lauren Boll), mit denen sie noch zwei Monate lang bis zum Morgengrauen tanzen müssen, damit diese erlöst werden können. Ihre zertanzten Schuhe verraten am nächsten Morgen, dass sie offensichtlich nachts nicht in ihrem Zimmer geschlafen haben. Was sie allerdings tatsächlich gemacht haben, weiß niemand und so reißt dem König (Nora Pasternak) der Geduldsfaden und er lässt in seinem Königreich ausrufen, dass derjenige, der das Rätsel löst, nicht nur eine der Töchter seiner Wahl heiraten darf, sondern obendrauf auch noch das Reich nach dem Tod des Königs bekommt. Zwei Prinzen (Lauren Boll) sowie Heinrich, Ritter von der roten Hose (Ziva Everloh), versuchen ihr Glück, scheitern und werden aus dem Land gejagt. Ganz anders ein junger Handwerksbursche (Ziva Everloh). Er trifft auf dem Weg zum Schloss eine alte Frau (Johanna Jeurink), die ihm nicht nur mit nützlichen Tipps gibt, sondern ihn auch mit einem magischen Mantel ausstattet, der ihn unsichtbar macht. So kommt er hinter die List der Töchter und der König hält sein Versprechen. Und die verwunschenen Prinzen?! Sie sind schon lange des Tanzens müde gewesen und leben lieber unerlöst weiter…

Der Rahmen des Märchens der Gebrüder Grimm ist somit erhalten geblieben, doch hat Christiane Hahn die Geschichte an entscheidenden Stellen umgeschrieben. So wurden die gescheiterten Freier nicht wie bei Grimm geköpft, sondern mit großem Krawall von dem Hofmeister (Wanda Weber) aus dem Reich vertrieben und aus dem heruntergekommenen Soldat aus dem Ursprungstext wurde ein ebenso pfiffiger wie ansehnlicher Handwerkersbursche. Außerdem spielen zwei Diener mit, die die Erzählerfunktion übernommen haben und für jede Menge Witz in dem Stück sorgten. Die Schauspielerinnen Paula Busch und Hannah Dust glänzten mit einer ausdrucksstarken Mimik und Gestik und setzen ihre Pointen so treffsicher, dass es für sie am Ende des Abends zu Recht ganz besonders viel Applaus gab.

Neben dem Text erfuhren auch die Kulissen eine Veränderung. Im Hintergrund tauchten ein nebelgrauer See, ein lichtdurchfluteter Wald am frühen Morgen sowie ein prächtiger Schlosssaal auf. Für diese Effekte wie auch die hervorragende Beleuchtung und das passgenaue Einspielen der Musik zeichnete die „Technik-AG“ unter Leitung von Sven Hensen verantwortlich. Wie viel Eike Berens, Maarten Sumbeck und Sterre Menzo tatsächlich geleistet haben, kann daran ermessen werden, dass die Effekte so ausgeklügelt eingespielt wurden, dass sie das Stück mittrugen und nicht dominierten.

Das Schauspiel selbst war nicht zuletzt deswegen so durch und durch vergnüglich, sehenswert und charmant, weil alle Beteiligten auf den Punkt vorbereitet und textsicher waren sowie mit viel Spiellust und einer ganz gehörigen Portion Talent bei der Sache waren. Ein großer Dank für diesen wundervollen Abend geht aber vor allem an Christiane Hahn, der es erneut gelungen ist, aus einer bunten Truppen ein Ensemble zu formen.

Godula Süßmann, 21.05.2023