Meitners Bühnenfreu(n)de präsentieren „Zum Teufel mit der Hölle“

Wie bringt man ein ernstes Thema am besten seinem Publikum näher? - Richtig! Man verpackt es in einer Komödie! – So geschehen bei der jüngsten Aufführung von „Meitners Bühnenfreu(n)den“ am ersten Juniwoche in der Aula des Lise Meitner Gymnasiums.

Schon der Titel „Zum Teufel mit der Hölle“ war überaus vielversprechend. Dahinter verbarg sich ein von 13 Mädchen aus Uelsen und Neuenhaus unter der Leitung von Christiane Hahn selbstentwickeltes Stück zu den grundlegenden Werten unserer Gesellschaft wie Nächstenliebe, Empathie und Gemeinsinn. Doch was passiert, wenn anstelle des Miteinanders ein ewiges Gegeneinander tritt mit Gemeinheiten aller Art sowie Eigennutz und Egoismus? – Man landet nicht nur in seiner ganz persönlichen Hölle, sondern bereitet diese auch seinen Mitmenschen.

Diese so häufige Situation unter den Menschen verpackten die „Bühnenfreu(n)de“ in eine kleine Komödie. Einige Schülerinnen kommen in die Hölle, weil sie ihre Lehrerin permanent gepiesackt haben. Dort treffen sie auf weitere Mädchen, die schon seit längerer Zeit die Hölle bewohnen und „den Neuen“ das Leben zunächst ordentlich schwer machen. Doch alle zusammen stehen sie unter der Herrschaft der Teufelin Lucifa, hervorragend dargestellt durch Josefine Finsterbusch, die ihre Untergebenen auf vielfältige Weise quält. So gibt es nur Hundefutter zu essen, die Dusche funktioniert nicht, es wird immer heißer in dem Gewölbe und am allerschlimmsten: Es gibt kein W-Lan!!! Wer nicht ordentlich fies zu den anderen Hölleninsassinnen ist, wird teilweise stundenlang gefoltert, indem Rechenaufgaben gelöst werden müssen.

Unter die bunte Schar mischt sich der Engel Raziel, der über wenig Orientierungssinn verfügt, vom Weg abgekommen und so in der Hölle gelandet ist. Raziel wird von Jolina Jakobs verkörpert, die an diesem Abend ihr ganzes Können präsentiert und wesentlich zum Gelingen des Stücks beiträgt. Sie präsentiert den Engel als einen Ausbund an Liebenswürdigkeit und Zugewandtheit. So möchte Raziel unbedingt den Mädchen aus ihrer vertrackten Situation heraushelfen und weist ihnen den richtigen Weg. So erkennen zunächst die Neuankömmlinge, dass sie an ihrem Schicksal selbst schuld sind und nur eine grundlegende Verhaltensänderung gepaart mit aufrichtiger Reue ihnen helfen kann. Nach und nach schließen sich auch die anderen Mädchen dieser Sichtweise an und Lucifa verlässt empört und angewidert ob so viel Nettigkeit die Hölle.

Begleitet wird das großartige Spiel von Jayla Keus (Lehrerin und Hydra), Adina Arukaslan (Medusa), Simone Schabos (Sirene), Denise Kaiser (Satyra), Liselotte Kramer (Lilith), Isabella Borges Brito (Harpya), Annemiek Wind (Undine), Tilda Kolde (Ghula) und Emely Westhues (Loreley) durch eine Erzählerin (Charlotte Ivanij). Sie treibt in den entsprechenden Zwischenszenen mit ihren Berichten und Kommentaren die Handlung voran. Ihr gravitätisch-bedenkenträgerisches Auftreten unterstreicht zudem überzeugend die sich durch die gesamte Darstellung durchziehende Situationskomik.

Sehr unterhaltsam ist auch die Selbstironie, die sich wie ein roter Faden durch das Stück zieht. Dass ausgerechnet Mathematik die schlimmste Folter ist und das fehlende W-Lan die größte Katastrophe im Leben von jungen Mädchen spricht für den Witz und die Schalkhaftigkeit, die trotz des eigentlich ernsten Themas den Abend vergnüglich werden ließen. Das begeisterte Publikum dankte den Schauspielerinnen ihr Können immer wieder mit Zwischenapplaus und einem langen Schlussbeifall.

Christiane Hahn bedankte sich am Ende zu recht ganz besonders bei der Technik-AG unter Leitung von Herbert Herbers. Ohne ihren Einsatz wären Abende wie diese nicht möglich.

Godula Süßmann, 03.06.23