Gedenken an die Reichspogromnacht am 9. November 1938

Anlässlich des Jahrestages der Reichspogromnacht haben Schülerinnen und Schüler der Klasse 10a des Lise-Meitner-Gymnasiums am 9. November ein Gedenken an die Opfer der nationalsozialistischen Gewalt gestaltet. Der Ort des Erinnerns befand sich in unmittelbarer Nähe der ehemaligen Synagoge – einem Platz, an dem heute kaum noch etwas an das einst lebendige jüdische Leben erinnert.

Im Geschichtsunterricht am Lise-Meitner-Gymnasium hatten sich die Jugendlichen zuvor intensiv mit der jüdischen Geschichte auseinandergesetzt, insbesondere mit der lokalen Geschichte und dem Schicksal der Familie Frank. Im Mittelpunkt stand dabei der Sohn Günther Frank, der im Alter von nur 16 Jahren in den Gaskammern von Auschwitz ermordet wurde.

Günther hatte schon in seiner Kindheit immer wieder mit Ausgrenzung und Anfeindungen zu kämpfen – sowohl durch Gleichaltrige als auch durch Erwachsene, die sich durch die Propaganda und den Einfluss der SA bestärkt fühlten. Sein kurzes Leben war geprägt von Diskriminierung, Angst und dem allmählichen Verlust von Heimat und Sicherheit. Er war ein Jugendlicher, der kaum unbeschwerte Momente erleben durfte und früh die Schrecken der nationalsozialistischen Verfolgung erfahren musste.

Gerade aufgrund der Altersnähe konnten sich die Schülerinnen und Schüler besonders gut in Günther hineinversetzen. Mit großem Ernst, Einfühlungsvermögen und beeindruckender Sensibilität haben sie seinen Lebensweg in zehn biografischen Stationen nachgezeichnet. Ihre Präsentationen zeugten von echter Anteilnahme und einem tiefen Bewusstsein für die Bedeutung dieses Tages. Die Zuhörerinnen und Zuhörer verfolgten die Beiträge in konzentrierter Stille – man hätte eine Stecknadel fallen hören können, als die Jugendlichen sprachen.

Solche Momente des Innehaltens sind Teil einer lebendigen Erinnerungskultur. Sie mahnen uns, die Vergangenheit nicht zu vergessen, sondern aus ihr Verantwortung für Gegenwart und Zukunft zu übernehmen. Das Gedenken am 9. November ist daher nicht nur ein Rückblick auf die Schrecken der Geschichte, sondern auch ein Zeichen des Engagements junger Menschen für Menschlichkeit, Respekt und Toleranz.

Godula Süßmann, 13.11.25