
Wenn etwas richtig gut gelingt, dann steckt in der Regel sehr viel Arbeit dahinter. Dies gilt nicht nur für Erfolge im Sport, sondern auch im musischen Bereich – sei es das Spielen eines Instruments, das Schaffen eines Kunstwerks oder auch auf Schauspielen auf den großen und kleinen Bühnen der Welt Der Text muss sitzen, Gestik, Mimik sowie die Körpersprache generell müssen immer und immer wieder einstudiert, geübt und wiederholt werden…Und sei es auf einem Sonntagnachmittag bis in den frühen Abend hinein.
So erging es „Meitners Bühnenfreu(n)de“, die mit allerlei zusätzlichen Unwägbarkeiten zurechtkommen mussten, bis sie ihr Können präsentieren konnten. Das Schuljahr war wegen der frühen Sommerferien deutlich kürzer als normal. Hinzu kamen Fahrten, Schüleraustausche und zahlreiche sonstige Events im Reigen des Schuljahres, die die Zeit noch knapper werden ließen. Und so verabredete man sich kurzerhand in den Abendstunden und auch schon mal auf einen Sonntagnachmittag. Was am Ende all der Arbeit auf die Bühne gezaubert wurde, war all der Mühen wert.
„Wenn Götter eine Reise machen“ von Samira Rippegather lautet der Titel des Stücks, das Schülerinnen aus den Jahrgängen 7 bis 10 spielten. Unversehens nahm das Publikum am heutigen Alltag eines frustrierten Zeus (Adina Arukasian), seiner zänkischen Freu Hera (Leni Agnes), der sportiven Artemis (Tilda Kolde), dem zu dick gewordenen Hermes (Annemiek Wind) und der eitlen Aphrodite (Simone Schabos) sowie den Sirenen (Isabelly Borges Brito und Carina Adrian) teil. Der einst so mächtige Göttervater lebt gelangweilt auf seinem Götterberg und ist vollkommen entfremdet von der Welt der Menschen. Niemand opfert ihm auch nur noch das kleinste Lamm, niemand glaubt an ihn oder nimmt ihn überhaupt noch ernst. Um sich ein genaueres Bild von Situation auf der Erde zu machen, beschließt er mit seinem treuesten Gefolge und vor allem ohne seine Gemahlin auf die Erde zu reisen. Dort begegnet er einer nicht nur einer vollkommen fremden Welt, sondern begegnet auch seinem alten Widersacher Hades (Jayla Keus) wieder. Dieser lebt behaglich in der ziemlich warmen Unterwelt zusammen mit seiner Lebensgefährtin Blondi (Elin Greven). Während Blondi Hades über alles liebt und von seinen dunklen Machenschaften anscheinend keine Ahnung hat, hat der Fürst der Unterwelt nur Verachtung für seine hübsche, aber auch dümmliche Gefährtin übrig. „Beruflich“ versucht Hades die Menschen zu immer schlechteren Taten anzustacheln, wobei ihn Hateful (Maria Menke), Love (Liselotte Kramer) und Chaos (Emely Westhuis) tatkräftig unterstützen. Sie haben es auf Nigel (Josefine Finsterbusch), den Sohn des Hoteldirektors (Ziva Everlo) abgesehen, der sich aber so gar dafür eignet, Teil der Finsternis zu werden und letztlich durch das Auftauchen der Götter sowie den Sieg von Zeus über Hades gerettet wird.
Ist die Handlung recht schnell erzählt, so bekommt die Handlung ihren Tiefsinn durch kurze, unaufdringlicheSequenzen, die knapp und ohne langwierige Problematisierungen zentrale Aspekte menschlichen Lebens auf den Punkt bringen. So ist Blondi nur eine von Millionen junger Frauen, die – Emanzipation hin oder her – sich auf toxische Beziehungen einlassen, nur um das Gefühl zu haben, geliebt zu werden und nicht allein zu sein. Und wie viel Wahrheit steckt in Hades Ausspruch, dass es seiner überhaupt nicht bedarf, da die Menschen sich und ihre Umwelt bereits gründlich und vollkommen selbstständig ruinieren, ohne dass Hades noch eingreifen müsste. Und wie viele ältere Ehepaare ertragen sich mehr, als dass sie sich lieben und merken erst, wenn es fast zu spät ist, was sie bei allen Fehlern an dem anderen haben….
Dies alles präsentierten die jungen Darstellerinnen mit viel Witz, Tempo und dem Bühnencharme junger Jahre. Und werdie Mädchen aus dem schulischen Alltag kennt, staunt über diese Spiellust umso mehr. Dies alles ist nicht zuletzt Christiane Hahn zu verdanken, der es auch in dieser Spielzeit gelungen ist, Lustiges, Staunenswertes und Nachdenkliches auf die Bühne zu bringen. DANKE!
Godula Süßmann, Juni 2024